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Das Projekt SendButtons

Anforderungsphase

In der Anforderungsphase werden die Kriterien gesammelt, die das Produkt erfüllen soll. Für dieses Projekt mit einer bereits bestehenden Vorgänger-Anwendung und einem Satz inkonsistenter Spezifikationen für die neue Anwendung bedeutet dies:

Die Anforderungsphase wäre an diesem Punkt beendet. An Hand der Prototypen, die in der Folgezeit erstellt wurden, haben sich jedoch die Anforderungen an die Komponente verändert, so dass die Tango-Spezifikation fortwährend angepasst werden musste. Diese Anpassung der Tango-Spezifikation erlaubt, die gewünschten Änderungen und deren Auswirkungen auf das Gesamtsystem zu analysieren. Im vorliegenden Projekt hatte dies mehrfach zur Folge, dass die nachträglich eingebrachten Kundenwünsche zu einem frühen und preisgünstigen Zeitpunkt (vor der Implementierung) zurückgenommen oder modifiziert wurden. Akzeptierte Änderungen wurden teilweise und mit Verzögerung auch in die Prosa-Spezifikationen übernommen.

Die Tango-Spezifikation der Komponente war über weite Teile der Implementierung die einzige Spezifikation, die den aktuellen Stand der Diskussion reflektierte, so dass der Analyst bei Problemen der natürliche Ansprechpartner für das Implementierungsteam wurde, obwohl die Tango-Spezifikation nur von einem einzigen der sechs betroffenen Programmierer als Dokument direkt verwendet wurde.

Anmerkungen zu den Präsentations-Dokumenten

Zur Präsentation beim Kunden wurden mehrfach Dokumente aus der Tango-Spezifikation abgeleitet. Obwohl die Tango-Spezifikation konsequent die Sicht des Kunden auf das Produkt wiederspiegelt, ist sie als Dokument zur Präsentation nicht geeignet:

Konzeptpapier

Das Konzeptpapier wurde im Projektmeeting, also in einer großen Runde präsentiert und auf den Projektor gelegt. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Vermittlung der wesentlichen Punkte des Konzepts, Details bleiben weg. Die präsentierte Information genügt für die konzeptionelle Entscheidung.

Vortrag im Spezifikationsmeeting

In Spezifikationsmeetings in kleiner Runde wurde die gesamte Spezifikation je einmal durchgearbeitet. Hier sind Details relevant, und die Reihenfolge muss sich an einem roten Faden orientieren, so dass die Teilnehmer sich die Reaktionen des Produkts vorstellen können, auch ohne spezielles Handout. Diese Präsentationen wurden mit der handkommentierten Tango-Spezifikation durchgeführt, ein ordentliches Vortragsskript ist aber, gerade bei längeren Spezifikationen empfehlenswert. Das vorliegende Beispiel eines Vortragsskripts wurde nachträglich aus der kommentierten Tango-Spezifikation erstellt und ermöglicht eine 20-Minuten-Präsentation der Spezifikation in weitgehend nicht-freier Rede, zuzüglich Unterbrechungen durch Rückfragen und Diskussionen.

Die wesentlichen Punkte bei der Erstellung dieser Präsentation:

Das Vortragsmanuskript ist so aufgebaut, dass es ohne Blick in die eigentliche Spezifikation benutzt werden kann, der Wechsel zwischen Dokumenten wäre für den Vortragenden mühsam. Um bei aufkommenden Fragen ohne weitere Suche in die Spezifikation zu verweisen, sind an vielen Stellen des Vortrags Referenzen notiert, die im Vortrag selbst natürlich nicht mitgelesen werden. Seite/Zeile bezieht sich auf den Ausdruck der Spezifikation, der den Teilnehmern ausgehändigt wurde.

Die Projektsprache war Englisch, die Spezifikationsmeetings aber in Deutsch. Dies begründet das Englisch-Deutsche Kauderwelsch dieses Vortrags. Eine allzu intensive Übersetzung (Knopf statt Button) hätte die Teilnehmer irritiert, die täglich mit den englischen Begriffen umgehen. Teilweise gehören die englischen Begriffe zur domänenspezifischen Fachsprache. Hier geht Praxis vor Stil.

Fazit

Die Tango-Spezifikation wurde verwendet als Informationspool, in dem die Anforderungen an die Komponente gesammelt und strukturiert wurden. Sie wurde nicht verwendet, um mit dem Kunden direkt zu kommunizieren, dafür wurden kundenkonforme Dokumente abgeleitet oder Fragen in direkten Gesprächen oder Emails mit dem Analysten geklärt.

Die Nutzung der Tango-Spezifikation zur Implementierung wäre nützlich, weil damit Missverständnisse zwischen Kunden und Programmierern bereits im Ansatz vermieden werden. Dies reduziert den Kommunikationsbedarf und führt zu einer zusätzlichen Verifizierung der Spezifikation durch den Programmierer und damit zu einem insgesamt besseren Ergebnis.

Die Tango-Spezifikation ist kein "eingefrorenes" Dokument, sie wird als strukturierter Informationspool ständig an den aktuellen Stand der Diskussion angepasst. Damit bleibt sie ein höchst aktuelles Dokument über den gesamten Projektverlauf.

Die Aktualisierung der Tango-Spezifikation in Hinblick auf neue Anforderungen erzwingt eine Analyse, die problematische Änderungen frühzeitig offensichtlich macht. Dies erspart unnötige Kosten in späteren Projektphasen.

Die Erstellung oder Anpassung von Prosa-Spezifikationen wird durch eine existierende Tango-Spezifikation vereinfacht. Diese abgeleiteten Dokumente können genutzt werden, wenn das "Einfrieren" von Dokumenten in der gewählten Projektmethodik verlangt wird, oder wenn mit Personen kommuniziert wird, die mit Tango nicht vertraut sind. Die Tango-Spezifikation ist detaillierter als die Prosa-Variante, da jedes abgeleitete Dokument einen zielgruppenspezifisch gefilterten Ausschnitt der gesamten Information enthält.

Die Tango-Spezifikation gibt dem Analysten in der Diskussion mit dem Kunden sehr gute Argumente in die Hand, die eine meinungsgesteuerte Diskussion auf die Faktenebene holen kann, wodurch Meetings zielgerichteter und effizienter werden.